Integrative Schmerzmedizin
Veranstaltungsort
Online-Seminar
Online
Deutschland
Live und interaktiv – diskutieren Sie per Chat mit!
In Kooperation mit dem Fortbildungsforum Naturheilkunde.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Millionen von Menschen leiden in Deutschland an chronischen Schmerzen.
Die Menschen sind dabei in allen Ebenen ihres Seins betroffen und meist auch vielfältig in ihrem Tun eingeschränkt. Die Integrative Schmerzmedizin bietet die Möglichkeit, den Menschen einschließlich seines Umfeldes und seiner Biografie zu betrachten und für die Auswahl geeigneter Therapiemethoden neben den körperlichen auch die seelischen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse einzubeziehen.
Dr. Nina Klinger erläutert in diesem Webinar die Zusammenhänge der chronischen Schmerzerkrankungen und die Folgen für den Alltag der betroffenen Menschen, verschiedene Optionen der nicht medikamentösen und medikamentösen Therapien.
Mit freundlicher Unterstützung der Weleda AG.
Moderation: Philipp Busche, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie, Ärztliche Leitung Innere Medizin, Klinik Arlesheim
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Dr. Nina Klinger
Fachärztin für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Integrative Schmerzmedizin,
Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe gGmbH
Dr. med. Nina Klinger ist Fachärztin für Allgemeinmedizin, besitzt Fachqualifikationen u.a. in spezieller Schmerztherapie und Psychotherapie. Sie führt in kooperativer Leitung die Abteilung für Integrative Schmerzmedizin/Suchtmedizin im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe gGmbH, einer Klinik für Anthroposophische Medizin. Ihr besonderes Interesse liegt in der interprofessionellen Zusammenarbeit, um so einen heilsamen therapeutischen Raum für Patient*innen bieten zu können.
Schmerz-Haft
und Befreiung durch äußere und innere Bewegung
Interview mit Frau Dr. Nina Klinger im Rahmen der GAÄD Herbsttagung „Schmerz-Haft“ 2022. Die Fragen stellte Ursula Hirt
Schmerz tritt im Zusammenhang mit Krankheit auf. Wird "Chronischer Schmerz" zu einem eigenen Krankheitsbild? Wie sehr wird der physische Schmerz zur psychischen Belastung? „Falsche Fragen, zumindest beim Erstgespräch“, sagt Dr. med. Nina Klinger, leitende Ärztin der Station Integrative Schmerz- und Suchtmedizin am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. Gemeinsam mit weiteren Ärzt:innen der GAÄD bereitet Sie die Herbsttagung vor, zum Thema „Chronischer Schmerz“.
Wie kommen die klassischen Schmerzpatient:innen zu Ihnen in die Klinik, welche Vorgeschichte bringen sie mit?
Sie haben einen langen Weg hinter sich und sind durch den chronischen Schmerz auf vielen Ebenen ihres Seins beeinträchtigt. Unimodale ambulante Therapien mit Krankengymnastik, Schmerzmittel o.ä. helfen nicht (mehr), oder Medikamente zeigen belastende, unerwünschte Wirkungen. Patient:innen kommen oft mit Opioiden in die Klinik, manche brauchen zunächst einen Entzug. Nicht selten sind es Menschen, die hohe Ansprüche an ihre berufliche und private Leistungsfähigkeit haben. Und an ihre Leidensfähigkeit, denn sie haben viele Zeichen ihres Organismus nicht wahr oder ernst genommen. Dann kommt der Schmerz als Wachmacher, als Helfer. Er kann nicht umgangen werden, er bekommt die ganze Aufmerksamkeit und häufig kippt die Waage von der Leistungsfähigkeit in die Ohnmacht.
Würde der Patient Ihnen das so schildern?
Nein. Die meisten Menschen erleben und bewerten ihren Schmerz als physisch und wollen wieder „funktionieren“. Bei akuten Schmerzen sind Schmerzmittel ja ein Segen. Doch bei chronischen Schmerzen versagen sie häufig, wenn sie das einzige therapeutische Mittel darstellen. Von dem inzwischen gut untersuchten Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzen und Depressionen, Angst, beruflichen oder privaten Belastungen, haben viele Menschen noch nie gehört. Es fällt ihnen schwer, einen Zugang zu diesen Themen zu finden. In den 16 Tagen hier in der Klinik möchten wir die Menschen auf ihr Innenleben neugierig werden lassen. Der typische Satz lautet: „Wenn der Schmerz weg ist, dann werde ich ... “ Nein! Es geht um einen Weg, jetzt, mit und trotz des Schmerzes. Dazu gehört, wieder Vertrauen in den Körper zu finden.
Der Schmerz ist also ambivalent: Er ist der Auslöser für einen Veränderungswunsch, aber er ist auch der „somatisch legitime“ Haltepunkt für unbewusste, schwerer anzugehende Lebensthemen. Wie kommt man aus dieser Zwickmühle?
Wichtig sind die Erlebnisse in den verschiedenen Therapien, die den Menschen in Bewegung bringen, innere und äußere Bewegung. Erlebte Schmerzreduzierung in der Musiktherapie, Entspannung im warmen Wickel oder berührt werden in der Gesprächstherapie bilden Freiräume, Innenräume. Patient:innen erleben: Es gibt etwas in mir, das ohne den Schmerz sein kann. Das sind erste Inseln. Es bleibt die Schwierigkeit, diese Inseln in den Alltag zu retten. Unsere Angebote zielen auf die Selbstermächtigung, auf die ersten Schritte, die jeder selbst tun kann, um in Bewegung zu kommen. Dazu gehört auch die Schmerz-Affekt-Differenzierung: Können Patient:innen neben dem Schmerz auch Gefühle wie Trauer, Angst oder Wut erleben?
Das hört sich nach einem langen Prozess an?
Viele Menschen kommen drei bis viermal in die Klinik, andere einmal im Jahr. Auch eine ambulante Psychotherapie, einer der nachhaltigsten Wege nach meiner Erfahrung, kann den Prozess sehr unterstützen. Eine Lebensverbesserung kann jedoch schon eintreten, wenn man eine Distanzierung zum Schmerz erreicht: „Schmerz, du bist da, aber ich mache meine Sache trotzdem!“ Oft führt die Frage nach dem Warum und Woher nicht weiter. Die letzten Gründe sind vielleicht unauffindbar und wichtig bleibt: Wie komme ich in eine Veränderung? Der Schmerz bindet die Aufmerksamkeit und lähmt damit den Willen; sich bewegen und innerlich bewegt werden stärkt ihn.
Worin liegt die erweiterte Kompetenz der Anthroposophischen Medizin in der Schmerztherapie?
Auch die klassische multimodale Schmerztherapie bietet mit Psychotherapie, Physiotherapie oder Entspannungstechniken gute Angebote. In der Anthroposophischen Medizin haben wir ein körperlich-seelisch-geistiges Menschenbild und greifen in eine breitere Klaviatur: differenzierte Anthroposophische Arzneimittel, äußere Anwendungen, Kunsttherapien, Musiktherapie, Heileurythmie. Zur Heilung ist immer auch ein Beziehungsgeschehen, ein äußeres wie inneres Berührtwerden. Diese Beziehungsräume bieten wir vorrangig in Gruppen an. Sich in Gruppen zu erleben, zu spiegeln und darin zu bestehen ist deshalb wichtig, weil die Krankheit mit Vereinsamung einhergeht. Sozial ausgeschlossen zu sein, am Arbeitsplatz oder privat, ist einer der wichtigsten Chronifizierungsfaktoren.
Sie sind Mitglied im Vorbereitungskreis und Referentin auf der GAÄD Herbsttagung. Welche Intention verfolgen Sie, wann würden Sie sagen: „Ja! Das wollte ich aufzeigen.“
Ich wünsche mir, dass die ambulant tätigen Kolleg:innen erfahren: Ich muss und kann das nicht alleine lösen. Die Komplexität des Krankheitsbildes erfordert interprofessionelle Zusammenarbeit. Und hier kommt unser aller Übungsfeld ins Spiel: Die Zusammenarbeit, das Soziale wird immer herausfordernder. Wenn wir es jedoch schaffen, ein gutes Team zu bilden, kommen diese Kräfte wieder den Patient:innen zu Gute. Das kennen wir aus der Supervision oder der Fallbesprechung. Gerade die Menschen mit chronischen Schmerzen leiden unter Vereinzelung und einer verminderten Fähigkeit in der Begegnung. Unsere im Sozialen aufgebrachte Kraft hat für sie eine besondere Bedeutung. In meiner Abteilung im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe erlebe ich viel Unterstützung auf dieser Ebene! Wir streben im Team nach angemessener und wertschätzender Zusammenarbeit, um einen guten therapeutischen Raum zu schaffen.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Klinger.