1. Heidekongress
Veranstaltungsort
Bildungszentrum Hermannsburg
Lutterweg 16
29320 Hermannsburg
Deutschland
Immer mehr Kinder werden, schon ab dem Kindergartenalter, in psychologischen Praxen und Sozialpädiatrischen Zentren vorgestellt, mit Verdacht auf Autismus-Spektrum-Störung, ADHS, ADS oder spezifischen Lernschwierigkeiten. Auch bei Erwachsenen nehmen die Erkenntnisse und Diagnosen in Bezug auf Autismus Spektrum Störung, ADHS und Neurodiversität insgesamt zu. Selbstverständlich sind die Ursachen dieser Entwicklungen multifaktoriell und die veränderte Medienumwelt während des Aufwachsens, die Veränderung in Erziehungsstilen, die welt- und nationalpolitischen Entwicklungen, der Klimawandel und viele weitere Faktoren spielen eine Rolle.
Obwohl alles Lernen und die Regulation emotionalen Verhaltens im Gehirn stattfinden, wird häufig übersehen, dass das Gehirn über den Körper sensorische Informationen aus der Umwelt erhält und über ihn seine Erfahrungen mit der Umwelt ausdrückt. Unreife oder Konflikte in den Gehirn-Körper-Funktionen beeinträchtigen die Fähigkeit des Gehirns, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und sich in organisierter Weise auszudrücken.
Die Überprüfung des Vorhandenseins oder Fehlens primitiver Reflexe und posturaler Reaktionen in entscheidenden Phasen der frühen Entwicklung bietet die Möglichkeit, die Reife und Integrität in der Funktionsweise des ZNS zu beurteilen. Dadurch können qualifizierte Fachkräfte neuromotorische Unreife als Ursachenfaktor an einer Vielzahl unterschiedlicher Störungsbilder erkennen und behandeln.
Seit 50 Jahren ist das Institut für Neurophysiologische Psychologie (INPP), 1975 in Chester England gegründet von Peter Blythe und heute geleitet von Sally Goddard Blythe, Vorreiter darin, die Beteiligung körperlicher (neuromotorischer) Ursachen an spezifischen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten zu erforschen und valide Untersuchungsmethoden zur Feststellung neuromotorischer Unreife sowie wirksame therapeutische Interventionsprogramme zur neuromotorischen Entwicklungsförderung zu entwickeln. Auch in Deutschland gibt es ein Institut für Neurophysiologische Psychologie, 1995 gegründet von Thake Hansen-Lauff, die in unermüdlicher und gewissenhafter Arbeit die INPP Methode in Deutschland bekannt und anerkannt gemacht hat.
Zum 30-jährigen Jubiläum von INPP Deutschland wollen wir daher auf diesem Kongress Fachkollegen aus Pädagogik, Medizin und Psychologie zusammenführen, die sich mit dem Thema der Entwicklung des Nervensystems und deren Rahmenbedingungen und Auswirkungen befassen.
Pränatal, perinatal, postnatal – Grundsätzlich möchten wir deutlich machen, welchen bisher noch oft übersehenen und unterschätzten „deep impact“ Störungen in Schwangerschaft, während der Geburt und im ersten Lebensjahr auf die Entwicklung und das ganze weitere Leben haben können und aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, diese Störungen nachträglich zu beheben, nachzureifen und damit neuromotorische Reife zu fördern. Was braucht es für mehr neuromotorische Reife und daraus folgend leichteres Lernen, angemesseneres Verhalten, glücklicheres in der eigenen Mitte ruhen?
Dies wird aus dem medizinischen, psychologischen und pädagogischen Feld heraus grundlagentheoretisch, wissenschaftlich aber auch praktisch beleuchtet. Dabei möchten wir eine Austauschplattform bieten zwischen Wissenschaftlern und Praktikern, die in diesem Feld arbeiten.
Bringing practice and science together!